Les vaudois dans la propagande visuelle des Provinces-Unies à la fin du XVIIe siècle

Marco Fratini

Zusammenfassung

Das Überleben der Waldenser in den Alpentälern des Piemont war während des 17. Jahrhunderts mehrere Mal bedroht- Sie konnten sich nur dank der Unterstützung durch europäische protestantische Mächte halten, zu denen die Vereinigten Provinzen der Niederlande zählten, die 1655 und nach 1686 diplomatisch, finanziell und militärisch eingegriffen haben ; zugleich wurde das Bild der Waldenser vielfach in der Propagandakampagne gegen den französischen Herrscher verwendet, mit Plakaten, Karten und Münzen. Darstellungen der Waldenser als verfolgte Minderheit wurde besonders im Zusammenhang mit den unter „Piemonter Ostern“ oder „Blutiger Frühling“ bekannten Massakern von 1655 weit verbreitet. Durch die niederländischen und englischen Veröffentlichungen konnte die europäische Öffentlichkeit die Bilder der Bewohner der piemontesischen Alpentäler entdecken, die unzähligen Gräueltaten erleiden mussten. Durch die Verbreitung dieser Bilder sollte in den protestantischen Ländern Erschrecken und Empörung, aber auch Mitleid und Solidarität geweckt werden. Dreißig Jahre später, nach dem Widerruf des Edikts von Nantes, hat die Offensive von Ludwig XIV. die Waldenser in ähnlich dramatischer Weise einbezogen, die ja selbst Untertanen des Grafen von Savoyen waren. Die Verfolgungen, die Gefangennahmen und die Exilierungen führten zu einer erneuten diplomatischen Unterstützung und einer neuen Propaganda der protestantischen Mächte, besonders von England und den Vereinigten Provinzen, die Wilhelm III. von Oranien zusammengeführt hatte. Bis zu dieser Phase werden die Waldenser nur selten auf Stichen oder Medaillen abgebildet, vor allem um die Verfolgungen zu beklagen, denen sie zum Opfer fielen. Später kommen andere Themen auf die Tagesordnung der politischen und religiösen Debatte dieser Zeit. Sie erscheinen nicht mehr als eine isolierte Gruppe, sondern als Teil einer pluralen protestantischen Welt, in der sie in den Auseinandersetzungen gegen die Religionspolitik des Königs von Frankreich im Verhältnis zu den Hugenotten in den Hintergrund treten. Auf politischer Ebene sind ihre Überlebenskämpfe, die auch bewaffnet geführt wurden, ein konstanter Störfaktor im Konflikt im Grenzgebiet zwischen dem Königreich Frankreich und der Grafschaft von Savoyen. Das begründet ein zusätzliches Interesse der anderen europäischen Mächte ; während sie sich als Untertanen des Grafen Victor Amédée II. im französisch-savoyischen Konflikt militärisch beteiligen und sich dabei als erfolgreiche und treue Soldaten erweisen, wie es eine Medaille von 1691 illustriert. In einer Phase, in der europäische Protestantismus lange zurückreichende geschichtliche Wurzeln sucht, um seine Gegnerschaft zur römischen Kirche zu legitimieren, garantiert die historische Kontinuität der Waldenser bis ins Mittelalter ihre besondere Stellung als Vorläufer der Reformation. Die Rechtfertigung einer vermuteten apostolischen Herkunft macht sie Zeugen eines „authentischen Christentums“, das weiterlebt und das es in dieser Form zu bewahren gilt. Zuletzt bewirkt die erfolgreiche Rückkehr aus dem Exil im Jahr 1689, die nicht ohne tragische Implikationen blieb, dass ein exemplarische Bild der Befreiung des Volkes Gottes entsteht. Indem der Weg vom Martyrium zum glorreichen Sieg gleichnishaft vollendet wurde, haben die Waldenser besonders den hugenottischen Exulanten in den Vereinigten Provinzen die Bestätigung für eine mögliche Verwirklichung ihrer prophetischen Deutung des Buchs der Offenbarung gegeben und damit eine Befreiung für alle verfolgten Protestanten im Blick hat. Dies bestätigt eine holländische Medaille von 1686-1687, deren Abbildung auch in gedruckten Veröffentlichungen zu sehen ist. Die Untersuchung der seltenen bildlichen Zeugnisse zur Waldenser-Geschichte, die am Ende des 17. Jahrhunderts entstanden sind, erlaubt, die symbolischen Darstellungsformen und ihre vielfältigen Bedeutungen zu verstehen, die sie besonders in den Niederlanden bekamen und durch die weite Verbreitung im Druck in den Augen des europäischen Protestantismus.
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