Nicolas Durand de Villegagnon (1510-1572) ist der Anführer der kurzzeitig existierenden Kolonie „Antarktisches Frankreich“, im Gebiet des heutigen Rio de Janeiro, die fünf Jahre nach ihrer Gründung 1560 zerstört wurde. In Frankreich wird Villegagnon zum Ziel einer Unmenge von Schmähschriften, allein im Jahr 1561 ungefähr 30, unter denen die bekannteste den Titel trägt : „Widerlegung der verrückten Träume, schrecklichen Blasphemien, Irrtümern und Lügen des Nicolas Durand, genannt Villegaignon“von Pasteur Pierre Richer. In der „Umgestürzte große Kessel“, einer satirischen Zeichnung, wird Villegagnon mit einem Kannibalen gleichgesetzt. Villegagnon zielt in seiner Antwort hauptsächlich auf die Frage der Eucharistie und verfasst ein halbes Dutzend Schriften, die meisten in lateinischer Sprache. Als am Ende des 19. Jahrhunderts die Geschichte des französischen Brasilien verfasst wird, wird die Polemik von 1561-1563 als Aufhänger genommen. Arthur Heulhard und seine Nachfolger schreiben eine parteiische Geschichte, die zwar antiprotestantisch ist, sich zugleich auf paradoxe Weise abhängig erweist von hugenottischer Satire in ihrer Vergröberung des Streits und der vereinfachten Darstellung.